Eine Manufaktur für das Außergewöhnliche

8. Jun 2016

Die Kunden von Marc-Christoph Steckel und seinem Geschäftspartner Thomas van der Hoven leben in München, Hamburg oder Monaco. Ihr kleines, aber feines Ladengeschäft befindet sich jedoch in der Kempener Altstadt. Hier sind Kunstwerke für die Reise zu bewundern.

Natürlich sind unsere Produkte voll reisetauglich, aber in die Gepäckaufgabe möchte ich sie dann doch lieber nicht geben.

Als Marc-Christoph Steckel in jungen Jahren zum ersten Mal den Komödien-Klassiker „Manche mögen’s heiß“ im Fernsehen sah, war es um ihn geschehen. Anders als man vermuten dürfte, hatte er sich aber nicht in die Hauptdarstellerin Marilyn Monroe verguckt, sondern in Filmrequisiten: Er war von den großen Koffern begeistert, die die als Frauen verkleideten Schauspieler Jack Lemmon und Tony Curtis auf ihrer aberwitzigen Abenteuerreise mit sich führten. „Das war für mich eine Schlüsselszene“, erinnert sich der 36-Jährige heute. „So einen Koffer wollte ich bauen.“

Wurzeln in Bremen

Kein Reiseutensil im Hause Steckel war nach diesem Erlebnis mehr vor ihm sicher. Und auch in späteren Jahren blieb der Niederrheiner mit Bremer Wurzeln seinem Traum treu. Nach einer Ausbildung zum Tischler folgte zwar ein Architekturstudium in Lübeck, „aber meine Entwürfe für Häuser sahen eher bescheiden aus“, sagt er mit einem Lächeln. „Also bin ich ein paar Kategorien kleiner gegangen.“ Statt Häusern baut er seitdem Koffer. Oder besser ausgedrückt: Statt noblen Villen erschafft er kleine Kunstwerke aus den edelsten Materialien wie beispielsweise Wurzelholz, Krokodilleder oder Rochenhaut. Ein Speziallack, wie ihn die französische Marine verwendet, wird zum Schutze des Holzes ganze achtmal aufgetragen.

Geschäftspartner ist Tischler

Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner, dem Krefelder Tischlermeister Thomas van der Hoven, bedient der Wahl-Kempener eine Nische. Sie fertigen einzigartige Reisebegleiter nach den individuellen Wünschen der Kunden. Experten verschiedener Disziplinen, darunter Sattler und Täschner, garantieren absolute Premium-Qualität. Das überzeugt auch international bekannte Luxusmarken. Exklusiv für Rolls Royce Cars Cologne lieferte die Koffermanufaktur vom Niederrhein ein passendes Aircase. In seinem kleinen, aber feinen Ladengeschäft in der Kempener Altstadt präsentiert Marc-Christoph Steckel die Einzelstücke.

Für die Fertigung steht eine Werkstatt in der Nähe zur Verfügung. Wenn ein Kunde ruft, fährt Marc-Christoph Steckel aber auch gerne mal nach Hamburg, München oder Monaco. Bei der persönlichen Auslieferung eines Koffers kann es vorkommen, dass er einen Extrasitz im Flugzeug buchen muss. „Natürlich sind unsere Produkte voll reisetauglich, aber in die Gepäckaufgabe möchte ich sie dann doch lieber nicht geben“, erklärt er.

Kino-Käfer auf Reisen

Der Aufwand ist enorm, drei bis vier Monate allein für die Planung sind keine Seltenheit. Hinzu kommen hohe Materialkosten. Das schlägt sich in den Preisen nieder: Für Steckel-Koffer werden fünfstellige Beträge fällig. Das Sortiment der Möglichkeiten reicht von der Rindsleder-Aktentasche im Schulranzen-Design bis zum mannshohen Schrankkoffer, der in seinem Inneren aus indischem Apfelbaum die komplette Garderobe fasst. Der simple Begriff Gepäck ist da schon fast eine Beleidigung.

Die vermutlich frechste Kreation aus Kempen ist das „Herbiecan“: Dabei handelt es sich um einen aufwändig umgebauten Benzinkanister, der im Design des rasanten Kino-Käfers gehalten ist und wie Herbie mit der Nummer 53 verziert ist. Ergänzt durch einen abnehmbaren Trolley-Aufsatz sorgt dieses Mini-Bordcase mit Sicherheit für neugierige Blicke auf allen Flughäfen zwischen Zürich, Dubai und Shanghai.

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Kurzinterview mit
Marc-Christoph Steckel

Haben Sie einen Lieblingsort?
Kempen ist für mich die Stadt der Städte.

Was gefällt Ihnen in der Region besonders gut?
Positiv ist, dass man schnell Leute kennenlernt.

Wo gehen Sie gerne essen?
Zum Beispiel im „Le Petit“ in Kempen.

FAKTEN
Produktion
Etwa 20 Kundenaufträge im Jahr

Materialien
unter anderem Leder, Carbon sowie Holz- und Steinfurnier